Erfahrungsbericht: Seit einem Jahr elektrisch unterwegs!

Daniel Dietler, e-Golf-Fahrer

Als mein Diesel (Skoda Octavia Combi) 12 Jahre alt wurde, begann ich mir Gedanken zum nächsten Fahrzeug zu machen. Mir liegt die Umwelt am Herzen und der Klimawandel macht mir Sorgen, ausserdem war da gerade der Dieselskandal in aller Munde. Die Evaluation lief da logischerweise auch über die E-Mobile.

Vor einigen Jahren hatte ich mir in Hamburg den Audi etron (ein erster Plugin-Hybrid) angesehen. Also waren dies die ersten Überlegungen: ein Hybrid mit dem der tägliche Arbeitsweg (total ca. 40 km) elektrisch bewältigt werden kann und der Verbrennungsmotor kommt bei weiteren Fahrten zum Zug.

Es zeigte sich aber bald, dass alle Plugin-Hybrid-Fahrzeuge (die auf dem Markt verfügbar waren) auf dem Papier zwar um die 40 km rein elektrisch zurück legen konnten; in der Realität waren das aber nur 25 – 30 km. Diese Option wurde daher verworfen, zumal bei einem solchen Auto das Gewicht grösser ist und zwei Antriebssysteme unterhalten werden müssen.

Die Gedanken schweiften damals immer wieder zu den reinen Elektrofahrzeugen. Kandidaten waren da der Hyundai Ionic, der Opel Ampera und der Nissan Leaf. Der Tesla 3 ist angekündigt worden, man hätte €1000.00 anzahlen müssen, ohne aber zu wissen, ab wann das Fahrzeug wirklich ausgeliefert werden kann.

Dass VW einen elektrischen Golf (schon in der zweiten Version) im Angebot hatte, war mir nicht bewusst. Per Zufall traf ich beim Recherchieren auf ein Angebot von Volkswagen: CHF 5000.00 Abwrack-Prämie (Umweltprämie) für einen alten Diesel beim Kauf eines neuen eGolf. Diese Prämie gab dann den Ausschlag. So viel Geld wäre mir für meinen alten Diesel niemals bezahlt worden.

Also meldete ich mich Mitte November 2017 kurzerhand bei Volkswagen für eine Probefahrt an. Der Händler unternahm mit mir eine kleine Rundfahrt, um mir die wichtigsten Funktionen zu zeigen, und überliess mir dann das Fahrzeug. Die Testfahrt rund um den Gempen überzeugte mich auf Anhieb. Meistens war ich im «B»-Modus unterwegs. Auf diese Art rekuperiert der VW und bei vorausschauender Fahrweise kann auf das aktive Bremsen verzichtet werden.

Ab diesem Zeitpunkt war definitiv klar, dass ich in Zukunft rein elektrisch fahren würde. Auch klar wurde, dass ein Elektro-Auto nicht von heute auf morgen gekauft werden kann, da vor allem in Bezug auf Batterien Lieferengpässe bestehen. Einen Markt mit Occasionsfahrzeugen gab es auch noch kaum.

Ende November 2017 bestellte ich den eGolf mit einer prognostizierten Wartefrist von 4 – 6 Monaten. Am 20. Juni 2018 (nach beinahe 7 Monaten) war das Auto dann endlich abholbereit beim Händler.

In der Zwischenzeit habe ich mich mit der Ladeinfrastruktur, mit Lademöglichkeiten, mit Kabeln, etc. auseinander gesetzt. Da im Sommer 2018 auf dem Dach unseres Einfamilienhauses eine PV-Anlage (Solarstrom) mit einer Leistung von 11 kWp  montiert wurde, war klar, dass dieser Strom auch für den Golf genutzt werden musste. Zu diesem Zweck wurde ein Wallbox (Ladestation) installiert, die Computer-gesteuert ist. Falls das Auto angehängt ist, fliesst der Strom zuerst ins Auto, dann zu den Verbrauchern im Haus und erst dann als allfälliger Überschuss ins Netz.

Die Wallbox wurde im Oktober 2018 montiert, vorher wurde über das mitgelieferte Ladekabel an der 230 V-Steckdose geladen. Dafür musste die entladene Batterie während ca. 16 Stunden ans Netz. Das war aber kein Problem, da zu Hause ja täglich geladen werden konnte und nur der Arbeitsweg zurückgelegt wurde.

Das erste Mal auswärts aufgeladen habe ich bei Aldi in Duggingen, dort kann man eine Stunde kostenlos aufladen. Der Einkauf dauerte ca. 20 Minuten. Ich habe dann noch ein wenig auf dem Parkplatz gewartet und die Ladestation studiert. Danach hatte ich zusätzlichen Strom für ca. 30 km in der Batterie.

In den Sommerferien folgte der erste Ausflug der mit einer Ladung nicht zu bewältigen war. Das war ein Tagesausflug nach Engelberg. Ich fand heraus, dass sich am Bahnhof in Engelberg eine Ladestation befindet. Der Strom wird durch die Kraftwerke Obwalden gratis zur Verfügung gestellt. Hier benötigt man ein eigenes Kabel, da die Ladestation nur eine Anschlussbuchse aufweist. Bis zur Rückreise am Abend war die Batterie mit meinem gelben Kabel wieder aufgeladen.

In den Sommerferien habe ich auch in Thun in einem Parkhaus Strom bezogen (kostenpflichtig) und ebenso in Thun an der Säule der AMAG-Garage (kostenfrei, aber in der Zwischenzeit einen Kaffee konsumiert).

Bei einem Ausflug nach Luzern wurde im Parkhaus am Bahnhof Strom getankt. Am Vormittag waren alle 4 Ladestationen frei, aber am Abend waren alle besetzt.

Für eine Woche Ferien habe ich das Auto bei Verwandten in Winterthur abgestellt. Vor der Rückreise habe ich das Fahrzeug auf dem Areal der Sulzer AG für eine halbe Stunde an einer CCS-Säule nachgeladen. Zu später Stunde mussten wir die Station auf dem Gelände zuerst finden. Das Laden war aber kostenfrei.

Im Januar stand wieder eine Fahrt nach Winterthur auf dem Programm. Ich besuchte eine Weiterbildung am Technorama. Dort befindet sich auf dem Parkplatz eine kostenpflichtige 22 kW-Ladestation. Am Morgen bin ich frühzeitig angereist und der grüne Parkplatz war frei. Leider hat aber das Laden nicht funktioniert. Ich habe mich dann an der Kasse gemeldet und man hat mir versprochen, das Problem zusammen mit dem Hausdienst zu lösen. Beim Mittagessen wurde mir mitgeteilt, dass alles wieder funktioniere. So konnte ich bis zum Kursende am Abend genügend Strom laden um ohne Probleme wieder nach Hause zu gelangen.

Eine neue Herausforderung stellten die Winterferien dar. Für 4 Tage sollte es nach Oberwald im Goms gehen. Fahrt via Luzern – Andermatt – Furkatunnel. Reise an einem Samstag im Februar (Hauptsaison im Winter), würde ich da eine freie Ladestation in der Gotthard-Raststätte in Erstfeld finden? Meine Bedenken erwiesen sich als unnötig, alle 6 Ladestationen waren frei. Der geladene Strom reichte problemlos, um ins Goms zu fahren und nach vier Langlauf-Ferientagen wieder zurück zur Gotthard-Raststätte zu fahren. Dort wurde in Fahrtrichtung wieder aufgeladen und Pause gemacht.

In der zweiten Ferienwoche ging es ins Bündnerland nach Arosa. Diese Reise wurde durch zweimaliges Laden unterbrochen. In der Autobahnraststätte Herrlisberg-Süd wurde eine Kaffeepause eingelegt und während ca. 40 Minuten nachgeladen. Später der zweite Halt zum Mittagessen in der Raststätte Heidiland. Vollgeladen reichte der Strom für die Fahrt nach Arosa und eben wieder zurück zum Heidiland. Der Strom hätte für die Heimreise von hier weg eventuell ganz knapp gereicht, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Laden in der Raststätte Herrlisberg-Nord kam nicht in Frage, da es da leider noch gar keine Ladestation gibt. Im Navi hatte ich als Ziel meine Heimadresse angegeben. Am Bözberg meldete sich dann das Auto und riet zum Aufsuchen einer Ladestation, da der Strom nicht bis nach Hause reichen würde. Ich wusste aber, dass das Auto abwärts wieder rekuperieren und ich problemlos Pratteln erreichen würde. Dort verliess ich die Autobahn kurz und habe bei der 50 kW-Schnellladestation (CCS) beim Aquabasilea nachgeladen um sicher heim zu kommen.

Mit guter Planung und genügend Zeit lässt sich also heute problemlos elektrisch reisen. Der tägliche Arbeitsweg ist sowieso kein Hindernis. Eine Herausforderung habe ich durch meine Vergesslichkeit provoziert.

Wir haben für einen Freitagabend einen Ausflug von ca. 80 km zum Essen geplant. Dazu wollte ich in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag den Akku aufladen, damit der Arbeitsweg am Freitag und der anschliessende Ausflug ohne Zwischenladen möglich ist. Leider habe ich am Donnerstag das Aufladen vergessen. Für den Arbeitsweg war das egal, aber für den Trip am Abend hätte der Strom nicht gereicht.

Zum Glück gibt es in Breitenbach seit ein paar Monaten eine Schnellladestation. Dort habe ich das Auto für ca. eine halbe Stunde angestöpselt und ein sorgloser Abend war gerettet.